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ANDERE STIMMEN

OTHER VOICES

Über “Das Museum“

 

“Krimis in ungewohnter Zeit“: Kai Artinger im Interview in RADIO BREMEN TV Ansichten am 06.04.2011:

“Viele Bremer zieht es zwar hinaus in die Welt. Aber so ganz können die meisten nicht von der Stadt lassen. So geht es auch dem Kunsthistoriker und Autor Kai Artinger. Er beschäftigt sich in vielen Projekten und Büchern mit dem Bremer Umland. Eine Leidenschaft: Krimis. Seine Geschichten spielen in den Jahren 1934, 1940, 1945 und 1953 – geschichtsträchtige Zeiten. In seinem aktuellen Werk „Das Museum“ zieht es Kommissar Lüder in die Kunstszene New Yorks. Mit Moderatorin Jule Gölsdorf plaudert der gebürtige Bremer über sein aktuelles Werk, seine Leidenschaft für die Vergangenheit und die Faszination der Geschichte.“

War online auf http://www.radiobremen.de/fernsehen/ansichten/kalender158_date-20110406.html; jetzt im Archiv.

 

Über “Die Kunsthalle Bremen im Dritten Reich. Eine historische Aufarbeitung“

 

“Die Bremer Kunsthalle ist eine der bedeutendsten kulturellen Einrichtungen in der Hansestadt. Umso erstaunlicher ist es, dass es bisher keine umfassende historische Arbeit gab, die die Geschichte dieses Museums im ‘Dritten Reich‘ aufgearbeitet hat. (...) Diese Lücke in der hansestädtischen Geschichtsschreibung hat nun der aus Bremen stammende und jetzt in Berlin lebende Kunsthistoriker Kai Artinger endlich geschlossen.“

Arn Strohmeyer, Als die Hakenkreuzfahne über der Bremer Kunsthalle hing, 28.01. 2011. Online auf http://www.schattenblick.de/infopool/buch/meinung/bumeb017.html.

 

 

 

Darin: Kay Dohnke, NS-Geschichte als fiktives Konstrukt; über “Die Sphinx von Amsterdam“:

 

 

MARCO POLO, CITYTRIPS, Ostfildern 2008, S. 35:

 

 

Über “Paula Modersohn-Becker. Der andere Blick“

Kristinia Tencic auf AVIVA-Berlin.de, Januar 2010:

“Heutzutage gilt Paula Modersohn-Becker als DIE deutsche Künstlerin und als weibliches Pendant zu Picasso. Mit einem anderen Blick auf die Rezeptionsgeschichte der Bremer Malerin möchte der Kunsthistoriker Kai Artinger den LeserInnen zu verstehen geben, warum dies erst über 100 Jahre nach ihrem Tod so ist.

Eigentlich müsste frau an dieser Stelle zu einem erneuten Loblied auf die neben Käthe Kollwitz einzige große deutsche Künstlerin des beginnenden 20. Jahrhunderts ansetzen, die die Bremer Malerin als eine ‘Pionierin‘ des Feminismus und als Wegbereiterin moderner Kunst preisen. Dies, so resümiert der Autor, entspricht jedoch lediglich dem Wunschdenken und den überstülpenden Idealschablonen unserer heutigen (Kunst-)Gesellschaft, die sich gerne Vorbilder im Dschungel unserer schnellen Welt erschaffe. (...)

AVIVA-Tipp: Entlarvt steht die Künstlerin Paula Modersohn-Becker nun vor ihrem Publikum und was sehen wir mit diesem anderen Blick? Eine Frau, die sich voller Hingabe und Leidenschaft einem Beruf verschrieben hat und fast ein ganzes Jahrhundert warten musste, bis sie zu ihrer vollen Größe aufstieg. Verdient hat sie diesen späten Ruhm, doch hat Kai Artinger klug den Punkt getroffen, wenn er untersucht, worauf dieses aufflammende Interesse um die zum Mythos stilisierte Künstlerin Paula Modersohn-Becker beruht.“

Online aufhttp://www.aviva-berlin.de/aviva/content_Buecher.php?id=1425785.

 

Ulla Fölsing, Ein ganz anderer Blick. Kritisch und facettenreich, in: Weltkunst. Die Zeitschrift für Kunst und Antiquitäten, Heft 09/2009, 01.09.2009:

“Erstmals behandelt jetzt die über 150 Seiten starke Untersuchung (...) die lückenhafte Rezeption des Werks der Künstlerin. Kai Artinger geht der Frage nach, warum Paula Modersohn-Becker vor 1933 besonders von völkisch orientierten Bewunderern gesammelt wurde. Unnötig Porzellan zerschlagen will er aber nicht. Der Kunsthistoriker konzentriert sich ausdrücklich auf jene Arbeiten, die von früheren Interpreten in einem völkischen Bezugsrahmen gestellt worden sind und den ambivalenten Charakter des Oeuvres kennzeichnen. Berechtigt scheint allerdings die Feststellung am Ende des Buches, dass ‘die Feierlichkeiten zum hundersten Geburtstag der Künstlerin ein geeigneter Zeitpunkt gewesen wären, auch die problematischen Seiten der Geschichte der Wahrnehmung ihrer Kunst der Öffentlichkeit vorzustellen‘. Mit Artingers Buch ist der erste Schritt in diese Richtung getan.“

 

Peter Groth, Dunkle Seiten bei Paula Modersohn-Becker?, in: Weser Kurier, Bremer Nachrichten / Kurier am Sonntag, 14.06.09, S. 22.

Rainer Beßling, Verdächtige Nackttänze im Mondschein, in: Syker Kreiszeitung, 07.05.2009.

 

Über “Die Sphinx von Amsterdam“

Karsten Koblo auf: aus-erlesen, file:///Users/kaiartinger/Desktop/aus-erlesen%20»%20aus-erlesen%20capitol.webarchive:

“Das Weihnachtsfest 1940 in Bremen hätte für Kommissar Lüder so schön sein können. Er könnte mit Frau und Kindern seinen Ruhestand genießen. Doch drei Dingen vermiesen die Stimmung gehörig. Erstens herrscht Krieg, zweitens herrschen die Nazis, und drittens ist da dieser vertrackte Fall um den Mord an einen Amsterdamer Kunsthändler und ein nicht weniger mysteriöser Fall von Kunstfälschung.

Das Novemberwetter verursacht Schmerzen in Lüders Knie. Trotzdem begleitet er seine Frau Marie zu einem Vortrag in die Kunsthalle Bremen, so er auch seinen Freund Leonhard Blank, einen Kunsthändler, trifft. Der hat einen Deal des Bürgermeisters Hartbeck mit dem holländischen Kunsthändler Pieter van Zwanenburg eingefädelt. An seiner Seite begleitet Blank die Ehefrau Caren van Zwanenburg. Als der Direktor der Kunsthalle von den neu erstandenen Kunstwerken schwärmt, sorgt Blank für einen Skandal, als er die Echtheit der Bilder anzweifelt. Ein komisches Verhalten für jemanden, der so sehr in das Zustandekommen des Handels verstrickt ist.

Das denkt sich auch Gustav Lüder, der mehr oder weniger freiwillig in die Sache hineingezogen wird. Denn zum einen ist es der „Wunsch der Sicherheitspolizei“ die Kunstwerke auf Echtheit zu prüfen bzw. einem möglichen Fälscherring auf die Schliche zu kommen. Zum anderen bittet Caren van Zwanenburg ihn aufrichtig bei der Aufklärung des Todes ihres Mannes zu helfen. Der wurde grausam verstümmelt im Amsterdamer Hafen gefunden. Nur anhand des Ausweises konnte man ihn identifizieren. Einige Zeit nach dem Leichenfunde – und da ist sich Caren van Zwanenburg ganz sicher – hat sie ihren Ehemann in einer dunklen Gasse gesehen. Lüder lässt sich auf das Spiel ein. Denn als solches entpuppen sich die beiden Aufträge.

Relativ schnell wird dem Kommissar klar, dass Pieter van Zwanenburg ein Doppelleben lebte. Er lebte zwar getrennt von seiner Frau, jedoch immer noch im gleichen Haus, der Kinder wegen. Als Deutscher war er vor Jahren nach Holland ausgewandert. Er hatte Jura studiert. Er ließ sich nicht gern fotografieren. Und er hatte in München im Jahre 1919 versucht jemanden umzubringen.

Doch auch der Deal, den Leonhard Blank für den Bremer Bürgermeister eingefädelt hat, ist nicht sauber gewesen. Auch der Bürgermeister hatte Jura studiert, auch in München, und er war auch in einen Fall verstrickt. Allerdings auf der anderen Seite. Außerdem ist er ein Nazi der ersten Stunde.

Immer wieder stößt Lüder bei seinen Ermittlungen auf Widerstand. Sowohl auf Seite der Holländer als auch auf Seite der Deutschen. Als sich herausstellt, das die im Hafen gefundene Leiche nicht Pieter van Zwanenburg ist, sondern eine deutscher Oberstleutnant, ist für Lüder die Sache klar: Er ist da etwas größerem auf der Spur…

Kai Artinger erzählt spannend eine Episode aus den Kriegsjahren. Bombenabwürfe, Fälschungen, Schmuggel, Rassenhass und Rassenhatz vermengt er geschickt zu einem wahrhaft spannenden Krimi. Die handelnden Personen und die erwähnten Kunstkäufe der Nazis in Holland hat es in ähnlicher Form gegeben. Exakte Recherche der Vergangenheit in Verbindung mit der Phantasie eines Schreibers – hier funktioniert der Mix hervorragend.“

 

Henning Bleyl, Kunstfälschung versus Massenmord, in: taz nord, Mittwoch, 26.09.2007, S. 23:

“Die Geschichte der Bremer Kriminalpolizei im ‘Dritten Reich‘ ist weitgehend unerforscht. Um so spannender sind die Ermittlungen von Kai Artingers ‘Kommissar Lüder‘. Denn der bewegt sich im Umfeld des ‘Raubs durch Kauf‘ durch die Nazis. (...) Von der Bremer Polizei im ‘Dritten Reich‘ sind, wenn überhaupt, die Verbrechen ihrer ‘Bataillone‘ bekannt: Kasernierte Einheiten wurden in eroberten Gebieten bei so genannten ‘Säuberungsaktionen‘ eingesetzt. Im September 1941 zum Beispiel war das Bremer ‘Wachtmeister-Bataillon‘ an der Erschießung von 33.771 Juden in der Schlucht von Babi Jar in der Ukraine beteiligt. Weitgehend unbeachtet ist hingegen die Einbeziehung der ‘normalen‘ Kriminalpolizei in den NS-Apparat.

Rühmliche Ausnahme ist ein vereinzelter Aufsatz, den die Bremer Polizei selbst herausgegeben hat. Dass die Thematik ansatzweise etwas allgemeiner bekannt werden könnte, ist jedoch das Verdienst eines Kriminalromane schreibenden Kunstwissenschaftlers: Mit ‘Die Sphinx von Amsterdam‘ hat Kai Artinger jetzt den dritten Teil seiner Kommissar-Lüder-Trilogie vorgelegt.

Nachdem Lüder bereits in der NS-infizierten Worpsweder Künstlerkolonie einen Mord im Hause Mackensen aufklären musste, ließ Artinger seine Kunstfigur zunächst in der Trümmerlandschaft der unmittelbaren Bremer Nachkriegszeit agieren. Anhand des Mordes an zwei Bauernfamilien erzählt er von den Lagern der ‘Displaced Persons‘, wie die übrig Gebliebenen der ursprünglich 70.000 nach Bremen verschleppten ZwangsarbeiterInnen genannt wurden. Mit der ‘Sphinx‘ springt Artinger nun wieder zurück in die Schnittmenge aus Kunst- und Polizeigeschichte, die schon Band eins zur überaus informativen Lektüre gemacht hat.

Als zeitlichen Fokus wählt Artinger den November 1940: Der Bremer Bürgermeister lässt sich auf einer Reise in die ein halbes Jahr zuvor besetzten Niederlande vom Direktor der Bremer Kunsthalle begleiten. Emil Waldmann, 1933 wegen ‘Vernachlässigung der Heimatkunst‘ fast abgesetzt, soll ihn beim Erwerb niederländischer Kunst beraten - die Ausnützung der Notlage jüdischer Sammler ist als ‘Raub durch Kauf‘ in die Provenienzforschung eingegangen. Diesen Beutezug hat Artinger aus Materialien des Bremer Staatsarchivs rekonstruiert, um drum herum die Geschichte einer im Widerstand arbeitenden Kunstfälscher-Clique zu konstruieren - so kommt der Kommissar ins Spiel.

Artinger interessiert sich also weniger für die offensichtliche Indienstnahme der Bremer Kriminalpolizei in den NS-Vernichtungsapparat - wie bei der Verschleppung Hunderter Bremer Juden und ‘Zigeuner‘ ins KZ. Die Jagd auf einen untergetauchten Amsterdamer Kunsthändler, der den Bremer Bürgermeister mit einer Fälschung genarrt hat, zielt vielmehr auf die Entwicklung eines subtilen Gewissenkonflikts: Wann erkennt der altgediente Kommissar, dass Kunstfälschung ein lässliches Delikt ist angesichts eines immer brutaler werdenden Besatzungsregimes? Bei der rasanten Jagd durch Grachten und Galerien erlebt der Leser sozusagen nebenbei die Niederschlagung des Amsterdamer Generalstreiks vom Februar 1941 und die Vorbereitungen für die Errichtung eines Amsterdamer Ghettos im Bereich ‘Joodenbuurt‘.

Bei der Auffächerung all dieser Schauplätze bleibt Artinger seiner Lust am fiktiven Verweben möglichst vieler Einzelschicksale treu. Dass daraus in der Summe ein etwas konstruiertes Ganzes wird, mindert die Spannung zum Glück nur wenig. Schließlich ist die Perspektive eines keineswegs widerständigen, aber traditionell sozialisierten Polizeibeamten zum Verständnis der sukzessiven Auflösung rechtsstaatlicher Normen sehr gut gewählt. (...)“

 

Siehe hierzu auch das Interview von Henning Bleyl mit Kai Artinger: Alte Meister. “So wollen wir zur Verteilung der Beute schreiten“, in: taz nord, 27.12.2009; online aufhttp://www.taz.de/1/bremen/artikel|so-wollen-wir-zur-verteilung-der-beute-schreiten/.

 

Im Krimi-Special von bremen 4u schreibt fp:

“Für ‘Die Sphinx von Amsterdam‘ verlässt der symphatische Kommisar Lüder im Winter 1940 recht unfreiwillig – nämlich auf Druck des Bremer Bürgermeisters und der Gestapo – sein Revier, um in der Grachtenstadt Nachforschungen in einem verzwickten Mordfall anzustellen. Umgarnt von der äußerst attraktiven Ex-Frau des Opfers und kritisch beäugt von seinen neuen ‘Kollegen‘ kommt er einem Komplott auf die Spur ...
Kai Artinger übertrifft sich mal wieder selbst: Der dritte und letzte Roman seiner Krimi-Trilogie über Kommisar Lüder und die Geschichte der Bremer Kriminalpolizei im Dritten Reich glänzt wie gewohnt mit sauber recherchierten Einblicken in das gesellschaftliche, künstlerische und politische Leben der damaligen Zeit, baut darüber hinaus aber mehr Spannung auf als seine Vorgänger (‘Tod in Worpswede‘ und ‘Novembermorde‘) und beweist vor allem mit detaillierten Beschreibungen der Figuren und Orte literarische Klasse. Ein großartiger Kriminalroman!“

Online auf http://proxy.bremen4u.de/cityguide/kultur_freizeit/freizeit/specials/krimis/bremen.jsp.

 

Dierk Rohdenburg, Dubioser Kunsthandel im “Venedig des Nordens“, in: Kreiszeitung Syke, 18.12.2007.

Peter Groth, Kunstfälschern in Amsterdam auf der Spur, in: Weser Kurier, 21.10.2007.

 

Über “Novembermorde“

Henning Bleyl, Strukturelles Sterben, in: taz nord, 22.12.2005: 

“Gibt es das Genre ‘Bildungskrimi‘? Immerhin liegt jetzt schon der zweite Band der Kommissar-Lüder-Trilogie von Kai Artinger vor, die eine solche Zuschreibung allemal verdienen würde. Schließlich ist Artinger (...) nicht nur Kunsthistoriker, sondern auch sehr an der Geschichte der Polizei interessiert - an den Streitigkeiten um die Einführung einer weiblichen Kripo, an der Anpassung der Behörde im ‘Dritten Reich‘ und an der anschließenden Entnazifizierung. Kurz: Man lernt wirklich viel, wenn man Gustav Lüders - stets hoch komplexen - Ermittlungen durch die Jahrzehnte folgt.
Ein Bremen-Krimi ist das Ganze natürlich ohnehin. Band Zwei, ‘Novembermorde‘, spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit, bewegt sich also in der Bremer Trümmerwelt zwischen Buntmetall klauenden Jugendbanden und den Lagern der ‘Displaced Persons‘-Baracken, in denen die gerade befreiten Zwangsarbeiter untergebracht waren. Insgesamt waren im Zweiten Weltkrieg 70.000 Menschen zum Arbeiten nach Bremen verschleppt worden, Tausende blieben nach Kriegsende noch monatelang in der Stadt. Artinger beschreibt das damals so genannte ‘Polen-Problem‘: In der Bevölkerung breitete sich eine gefährlich xenophobe Stimmung aus, begünstigt durch etliche Überfälle, für die ehemalige Zwangsarbeiter verantwortlich gemacht wurden.
Konkret greift Artinger den Mord 1945 an zwei Niederblockländer Bauernfamilien auf, die in der Tat von Lagerbewohnern begangen wurden - lediglich der Anführer konnte nie gefasst werden. In diese Lücke stößt Artinger nun mit einer fiktiven Figur, einem getarnten ehemaligen SS-Mann, der wiederum mit der Bremer Beauftragen für die Rückführung geraubter Kulturgüter verbandelt ist.
Hier beweist sich Artingers Lust an vielfältigen Verwebungen: Alle Akteure sind irgendwie miteinander verbunden, also auch die entsprechenden gesellschaftlichen Felder. Bei ‘Tod in Worpswede‘, dem ersten Band der Kommissar-Lüder-Reihe, waren es die Komplexe Sturm auf die Bremer Kunsthalle (deren Direktor Emil Waldmann sollte wegen ‘Vernachlässigung der Heimatkunst‘ abgesetzt werden), die Bremer Zwangssterilisationen und die nationalsozialistische Orientierung Worpsweder Künstler. Auch bei ‘Novembermorde‘ gilt: Die Zusammenführung aller Themen wirkt, unvermeidbar, etwas konstruiert. Wenn also die Auflösung des Falles nicht völlig befriedigt, bleibt der Weg dorthin trotzdem hoch spannend.
Gelegentlich ist allerdings etwas zu spürbar, dass Artinger in fast dokumentarischem Stil aus historischen Verhörprotokollen und dergleichen zitiert. Artingers großes Verdienst bleibt das intensive Quellenstudium und die narrative Aufbereitung relativ unbekannter Felder der Lokalgeschichte. So entsteht ein mittelgut gebauter Krimi, bei dem jedoch - im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen - erstaunlich viele strukturelle Einblicke hängen bleiben.“

Online auf http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/12/22/a0089.

 

 

Peter Groth, Realer Mordfall diente als Vorlage, in: Weser Kurier, 13.12. 2005.

 

Über “Tod in Worpswede“

 

Tagebuch von Matthias Huth, 2004:

“Tiefenbohrung

Gründliche Recherche über deutsche Mythen fördert manchmal auch dunkle Vergangenheiten zutage. Der Lübecker Kunsthistoriker Kai Artinger näherte sich der Maleridylle Worpswede mit einer wissenschaftlichen Publikation und einem gehaltvollen Krimi, den er in der Weimarer Thalia-Buchhandlung am Freitagabend vorstellte. ‘Tod in Worpswede‘ thematisiert spannend und feinsinnig in fiktiver Form, aber mit realen Bezügen die nationalsozialistischen Verstrickungen eines Fritz Mackensen ebenso wie die damalig angeordneten Zwangssterilisierungen in Bremen. Artinger verbindet sein Expertenwissen geschickt mit einer kriminalistischen Handlung und vermeidet es durch kluge Konstruktion und lebendige Dialoge die historisch fundierten Fakten akademisch zu illustrieren. ‘Tod in Worpswede‘ ist für Autor und den Weimarer ‘Verlag der Geisteswissenschaften‘ gleichsam ein Debüt und ein Wagnis. Das Buch eröffnet die kleine Reihe ‘Krimikunst-Kunstkrimi‘ und enttabuisiert gleichzeitig eine deutsche Kunst-Legende. Das ‘Stück Bremer Polizeigeschichte‘, so Artinger in der anschließenden Fragerunde, sei besonders in Worpswede aufgrund der Brisanz umstritten. Wahrheiten sind eben nicht immer bequem, das engagierte Krimidebüt auch deshalb besonders empfehlenswert.“

Online auf http://www.sanftesklavier.de/Huths_iWeb/Tagebuch_Huth_2004.html.